Markttransparenz Gütesiegel für Ökostrom

Der Markt für Ökostrom hat sich in den vergangenen Jahren stark entwickelt. Die stetig wachsende Zahl an Anbietern und Tarifen hat jedoch dazu geführt, dass es für den Kunden immer schwieriger wird, sich in der unübersichtlichen Zahl an Angeboten zurecht zu finden. Schließlich unterscheiden sich die Ökostromanbieter nicht nur im Preis, auch qualitativ bestehen zum Teil große Unterschiede. Hier können Gütesiegel helfen, den Markt transparenter zu machen.

Ökostromzertifikate bieten keine Qualitätsbeurteilung

Anders als Gütesiegel geben Ökostromzertifikate nur darüber Auskunft aus welcher Quelle der Strom stammt. Da Ökostromzertifikate zudem gehandelt werden können führt dies zu einer Trennung des physisch gelieferten Stroms von den Umweltvorteilen. Denn durch den Zertifikatehandel können nun auch reine Händler, die selbst in keiner weise mit der Stromerzeugung verbunden sind, als Ökostromanbieter auftreten oder aber Stromanbieter von konventionell erzeugtem Strom ihr Angebot um Ökostrom erweitern. Das System des in der EU tätigen Zertifikateanbieters RECS wird deshalb von Verbraucherschützern und Umweltverbänden auch kritisiert und in Kürze durch das EECS-GoO-System ersetzt.

Ökostrom-Gütesiegel

Eine wesentlich intensivere Beurteilung eines Ökostromangebots kann anhand verschiedener Ökostrom-Gütesiegel erfolgen. Derzeit existieren vier verschiedene Siegel am Markt. Allen gemein ist, dass der Strom zu 100 Prozent aus regenerativen Energiequellen gewonnen werden muss. Darüber hinaus müssen die Anbieter einen Teil der Erlöse in den Ausbau der regenerativen Energieerzeugung investieren. Die meisten Anbieter wurden bisher vom TÜV zertifiziert. Im Vergleich zu den Gütesiegeln „Grüner Strom“ und „OK Power“ ist die Zertifizierung des TÜV jedoch auch nicht so weitreichend. Im folgenden sollen die vier Gütesiegel kurz vorgestellt werden.

Grüner Strom

Das Ökostromlabel Grüner Strom wird von einem Verein heraus gegeben, der bereits 1998 von gemeinnützigen Umwelt- und Verbraucherverbänden wie z.B. BUND, NABU, Verbraucher Initiative und EUROSOLAR gegründet wurde. Bei der Labelvergabe werden strenge Auflagen hinsichtlich der Stromquelle gemacht. So wird beispielsweise Strom aus Biomasse nur in festgelegten Grenzen anerkannt. Strom aus Deponiegas und Mischfeuerungsanlagen werden gar nicht akzeptiert. Ferner wird genau festgelegt, welcher Anteil der Erlöse in neue Ökostromprojekte gesteckt werden muss (je nach Verbrauch 0,2 – 1 ct/kWh netto) und wie diese Fördermittel zu verwenden sind. Zertifiziert werden können nur einzelne Ökostromprodukte und nicht Anbieter allgemein. Allerdings muss auch der Anbieter weitreichende Bedingungen erfüllen. So darf keine direkte oder indirekte Beteiligung an Atom- und Kohlekraftwerken bestehen und es muss den Kunden eine individuelle Energiesparberatung angeboten werden.

ok-power

Das ok-power Siegel wird seit dem Jahr 2000 von dem Verein EnergieVision e.V. vergeben. Träger sind das Öko-Institut e.V. und die HIR Hamburg Institut Research gGmgH. Wie beim Grüner Strom Label müssen mit dem ok-power Gütesiegel zertifizierte Ökostromprodukte von Anbietern stammen, die nicht an Atom- und Braunkraftwerken sowie neuen Steinkohlekraftwerken beteiligt sind und einen Teil der Erlöse in neue Ökostromprojekte oder Energieeffizienzprojekte stecken. Bei der Zertifizierung wird zwischen drei verschiedenen Modellen unterschieden.

  1. Händlermodell: Der Fokus liegt auf der Förderung des Ausbaus der erneuerbaren Energien durch den vorrangigen Bezug von Ökostrom aus Neuanlagen.
  2. Inovationsfördermodell: Förderung der Energiewende durch Finanzierung von innovativen Ökostrom- und Energieeffizienzprojekten.
  3. Initiierungsmodell: der Anbieter muss nachweisen, dass mindestens die Hälfte des verkauften Ökostroms aus vom Anbieter initiierten Anlagen stammt. Dies soll einen konstanten Ausbau der Kapazitäten für erneuerbare Energien garantieren.

TÜV Nord

Der TÜV Nord vergibt das Siegel „Geprüfter Ökostrom“, wenn der Strom zu 100% aus erneuerbaren Energien stammt und ein nennenswerter Beitrag zum Ausbau der Ökostromerzeugung geleistet wird. Die Details werden in einem Kriterienkatalog aufgelistet. Der Bilanzierungszeitraum für Stromangebot und Verbrauch umfasst 12 Monate.

TÜV Süd

Der TÜV Süd bietet zwei unterschiedliche Zertifizierungsmodelle an.

  1. EE01: ähnelt dem Zertifizierungsmodell des TÜV Nord mit einem Bilanzierungszeitraum von 12 Monaten
  2. EE02: die Bilanzierung von Stromangebot und Stromverbrauch erfolgt zeitgleich, d.h. es muss stets so viel Ökostrom ins Netz eingespeist werden, wie in diesem Moment von den Kunden verbraucht wird.

Gütesiegel schaffen Markttransparenz

Die obigen Gütesiegel machen deutlich, dass diese sehr wohl dazu beitragen können, den unübersichtlichen Ökostrommarkt transparenter zu machen. Will man beispielsweise ausschließlich Anbieter in die engere Wahl ziehen, die unabhängig von den großen Stromunternehmen sind, nicht mit der Atom- und Kohlebranche verbunden sind und zudem Naturschutzaspekte berücksichtigen, dann sollte man sich an den Gütesiegeln „Grüner Strom“ und „ok-power“ orientieren. Wer hingegen den Fokus vor allem auf die Stromquellen richten und darüber hinaus sichergehen möchte, dass eine Förderung neuer Projekte erfolgt, der kann die Label des TÜV heranziehen.

Besonders hilfreich sind die Gütesiegel übrigens bei der Suche nach einem Ökostromanbieter über einen Strompreisvergleich im Internet. So ermöglicht der Anbieter Verivox beispielsweise die Suchergebnisse nicht nach Ökostromtarifen, sondern auch nach den oben genannten Gütesiegeln filtern zu lassen.