Fassadenbegrünung Die vertikalen Gärten des Patrick Blanc
Sein Markenzeichen sind die grün gefärbten Haare – manchmal ist es eine einzelne Haarsträhne die ihm ins Gesicht fällt, oft leuchtet der komplette Kopf grün. Dabei versteht sich Patrick Blanc, der Meister der vertikalen Gärten, keineswegs als exzentrischen Künstler, der verrückte Ideen umsetzt. Nur Botaniker will er sein, der mit verblüffendem Sachverstand und inspiriert durch Regenwälder und exotische Landschaften die größten Metropolen der Welt in blühende Gärten verwandelt.
Von Sydney bis Berlin zeigen sich Stadtplaner davon begeistert – und auch wir können uns dem Zauber der „hängenden Gärten“ nicht entziehen. Worin besteht ihr Geheimnis und wie lässt sich ein Hauch davon auf dem eigenen Grundstück realisieren? Unsere Redaktion ist diesen und weiteren Fragen nachgegangen.
Jugendlicher Forschungsdrang als bleibende Leidenschaft
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Alles begann mit einem Aquarium und der überraschenden Erkenntnis, die ein wissenshungriger 12-Jähriger machte: Viele Pflanzen benötigen keine Erde, um wachsen zu können, sondern ausschließlich Wasser und Licht. Die Beobachtung, die Patrick Blanc einst am heimischen Aquarium machte, wurde zu einer Fragestellung, die auch den studierten Botaniker ein Leben lang begleitete: Wie ist es möglich, das natürliche Wachstum von Pflanzen, die ohne Erde an Felsen und in Höhlen Halt und beste Bedingungen finden, in die eigene Lebenswelt zu übertragen?
Was als kleine Leidenschaft begann, wurde schließlich zur Forschung im großen Stil. Bereits mit 25 Jahren promovierte Blanc mit einer Arbeit über Urwaldpflanzen und deren minimalen Bedarf an Sonnenlicht. 1989 folgte dann die Habilitation an einer Pariser Universität. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Franzose mit den grünen Haaren bereits ein Patent auf das von ihm entwickelte Verfahren angemeldet: die senkrechte Bepflanzung von Mauern und Häuserwänden, die ohne Erde oder Substrate auskommt und doch einer Vielzahl unterschiedlicher Pflanzen alle Bedingungen eines optimalen Wachstums bietet.
Kluge Konstruktion, ökologische Umsetzung
„Das schöne Beet betracht ich mir im Harren/ es ist umzäumt mit purpurnschwarzem Dorne/ drin ragen Kelche mit geflecktem Sporne/ und samtgefiederte, geneigte Farren/und Flockenbüschel, wassergrün und rund/ und in der Mitte Glocken, weiß und mild …“. Was Stefan George im „Buch der hängenden Gärten“ als Hintergrund einer Liebesaffäre schilderte, realisiert Patric Blanc ganz ohne beschützendes Dornenwerk an Orten, die wenig paradiesisch anmuten. An den von Blanc bepflanzten grünen Mauern wachsen Gräser und Büsche, Farne und Moose, aber auch Johanniskraut und japanische Iris, Schleifenblumen oder Purpurglöckchen – bis zu 150 verschiedene Arten bringt der Künstler, der keiner sein will, in seinen lebendigen Wänden unter.
Möglich ist dies aufgrund einer ausgeklügelten Konstruktion, die für sicheren Halt, für ausreichende Bewässerung und die richtigen Lichtverhältnisse sorgt. Als Untergrund dienen mit Filz ausgelegte Hartschaumplatten, in die die Setzlinge eingebracht werden. Bewässert und mit Nährstoffen versorgt werden diese durch ein Rohrsystem, das per Zeitschaltuhr gesteuert wird. Schön anzusehen, ökologisch sinnvoll und wenig arbeitsintensiv – damit hat Blanc sich seinen Ruf als Meister der vertikalen Gärten wahrlich verdient.
Faszinierender Nebeneffekt: Der Filzuntergrund aus recycelten Textilien dient Mikroorganismen als Nährboden, die Staubpartikel in Dünger verwandeln und sorgt daher nicht nur für einen schönen Anblick und gute Laune: Auch der Luftverschmutzung wird auf diese Weise entgegengewirkt.
Vertikale Gärten selbst anlegen
Eine Konstruktion, wie Patrick Blanc sie realisiert, lässt sich ohne Hilfe durch Fachleute kaum realisieren. Dennoch gibt es auch für den Hobbygärtner zahlreiche Möglichkeiten, den Garten einmal vertikal statt horizontal zu denken und zu planen. Als Pflanzenbehältnisse lassen sich Paletten und Regale, Kisten mit Auslassungen, PET-Flaschen, Dosen, Rohre, Maschendrahtzäune oder auch alte Regenrinnen verwenden. Wichtig ist, dass das System den Pflanzen ausreichend Halt gibt.
Neben Blumenerde kommen hier allerdings Vliesmatten und Substrate zum Einsatz – anders als es bei Blancs Konstruktionen der Fall ist. Zudem muss für eine ausreichende und möglichst unkomplizierte Bewässerung gesorgt sein, beispielsweise durch eine Tröpfchenbewässerung. Schließlich dürfen keine Materialien verwendet werden, die bei Frost platzen oder bei langhaltender Nutzung gammeln oder Schimmel ansetzen könnten.
Und auch die Pflanzen selbst sollten winterhart sein, sofern der vertikale Garten ganzjährig geplant wird. Häufig verwendet werden Stauden wie Fetthenne oder Purpurglöckchen, Steinbrecher oder Sukkulenten, Gräser und alle Arten von Pflanzen, die auch in der freien Natur ihren Weg durch steinige Untergründe finden oder an Felswänden gedeihen.
Wer sich von Blancs vertikalen Gärten inspirieren lassen möchte, findet beispielsweise in der Berliner Friedrichstraße Gelegenheit dazu, wo das Kaufhaus Lafayette im Innenbereich von einer grünen Mauer geschmückt wird.