Bosco Verticale Der besondere Wald in Mailand
Grünflächen sind in den Innenstädten großer Metropolen rar. Dies gilt auch für Mailand, einer Stadt, die zudem unter hoher Luftverschmutzung leidet. Die Architekten Stefano Boeri, Gianandrea Barreca und Giovanni La Varra setzen dem zwei bewaldete Hochhäuser entgegen. Die beiden 119 und 87 Meter hohen Apartment-Hochhäuser aus Beton und Glas haben an allen vier Seiten Balkone, auf denen über 700 Bäume und rund 5000 Sträucher Sträucher wachsen werden. Die grünen Wolkenkratzer bieten damit 50.000 Quadratmeter Wohnfläche und 10.000 Quadratmeter Wald. Lediglich der 11-geschossige Büroteil wird ohne Baumbepflanzung geplant.
Die zwischen 3 und 6 Meter hohen Bäume sollen das Mikroklima in der Umgebung der Hochhäuser positiv beeinflussen und damit einen Kontrapunkt zur schlechten Stadtluft von Mailand setzen. Zudem soll die üppige Bepflanzung Wind und Stadtlärm abhalten und im Sommer für eine natürliche Beschattung sorgen. Dafür wurden zusammen mit der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Mailand Baum- und Straucharten ausgewählt, die Kälte, Wind und Trockenheit standhalten können. Zur Bewässerung wird Grauwasser aus dem Gebäude aufbereitet und über Schläuche zu den einzelnen Stockwerken geführt.
Die Architekten begannen bereits 2007 mit der Planung der grünen Hochhäuser. Mitte 2012 wurde mit der Bepflanzung begonnen, in 2013 ist die Fertigstellung geplant. Bemerkenswert ist, dass die Architekten für die mit der Bepflanzung verbundenen baulichen Mehraufwendungen nur 5 % der Gesamtkosten ansetzen. Diese gehen insbesondere in die massive Auslegung der Balkone, welche die gesamte Last von Pflanzen und Substrat tragen müssen.
Sollte es Architekten und Bauherren tatsächlich gelingen auf den beiden Hochhäusern 1 ha Wald dauerhaft in der Innenstadt von Mailand zu etablieren, dann wäre dies ein außergewöhnlicher Erfolg, der weit über Mailand und Italien hinaus Anerkennung finden und ähnliche Projekte initiieren würde.